Dunkel hier im Keller, aber draußen ist es schon hell. Wie gut, dass der Frühling endlich da ist. Schlüssel ins Türschloss, es hat wieder jemand zweimal abgeschlossen, was für ein Quatsch. Da hinten steht mein Rad. Ich schließ die Tür jetzt nicht wieder ab. Tür nach draußen öffnen, das Fahrrad in der anderen Hand, immer etwas tricky, aber ich habe das schon so oft gemacht, die Bewegungsabläufe sind schon im Muscle Memory. Die Rampe nach oben schieben - ist ganz schön steil. Puh. Kälter als gedacht. Ab auf's Rad. Der Fahrtwind tut gut. Was muss heute passieren? Was liegt an? Das eine Modul fertig programmieren, damit der Newsletter abbestellt werden kann. Damit sollte ich bis heute Mittag durch sein. Ach so, Mittag. Wo gehen wir wohl hin? Bestimmt wieder zu dem Asiaten, wo das Kartengerät immer kaputt ist. „Kaputt" - ne, ist klar, die ollen Geldwäscher. Ich habe kein Bargeld mehr. Umweg über die Bank, „Geld aus der Wand" holen. Aus welchem Rap-Song kommt das noch mal? Das Portemonnaie erfühle ich in meiner rechten Jackentasche. Vorher noch zur Bank, ok. Dann muss ich hier auf dem Fahrradweg auf der falschen Seite fahren, hoffentlich kommt mir niemand entgegen, ich fahre einfach etwas schneller. Das stresst mich, dass ich jetzt noch zur Bank muss. Ich will schnell anfangen zu programmieren. Endlich ist die Ampel grün, schnell rüber, auf der anderen Seite der Kreuzung wieder auf die Ampel warten. Immerhin bin ich jetzt auf der richtigen Seite der Straße. Boah, der Bus ist so laut, scheiß Dieselmotor. Die wird es bald alle nicht mehr geben. Die neuen Elektro-Busse sind so cool, so leise. Jetzt könnte man sicher auch in der alten Wohnung das Fenster offen haben. Das war immer tierisch laut, wenn der Bus da an der Ampel Gas gegeben hat. Das war ' ne schöne Wohnung. Ampel grün, in die Pedale treten, damit die anderen Fahrradfahrer nicht vor mich kommen. Ich bin sowieso der Schnellste. Ihr da vorne jetzt bitte mal Augen vom Handy hoch, hier komme ich, ihr steht auf dem Fahrradweg. Keine Lust zu klingeln. Ah, sie haben mich bemerkt, machen Platz. Nächste Ampel, meine Bremsen quietschen, ich glaube, ich brauche neue Bremsbeläge. Muss ich nachher mal bestellen, wo habe ich die alten her? Oder doch zum Fahrradladen? Aber da sind die immer so unfreundlich und meckern immer über mein Fahrrad, nur weil ich es im Internet gekauft habe. Schnösel, mal schauen, bis die merken, dass das Internet ihre Jobs wegnehmen wird. Na ja, gibt noch genug Leute, die ihre Räder nicht selber reparieren können. Trotzdem muss man nicht so unfreundlich sein, ich lass immerhin mein Geld da. Ampel grün, da ist schon die Bank. Ich parke das Fahrrad einfach direkt vor der Tür an der Hauswand, keine Lust zum Anschließen, das geht ja schnell. Stört das hier jemanden? Nee, ok rein in die Bank. Oh nee, zwei Leute vor mir. Und die Omi da vorne muss bestimmt erst mal ihre Pin raussuchen, nee erst mal die Brille raussuchen, mit der sie dann auf das Zettelchen schaut, wo ihre ganzen Pins draufstehen. Und dann erst mal Kontostand angucken, bevor sie sich Geld zieht. Dauert ewig. Kann man die PIN noch langsamer eingeben? So, Geld kommt raus, nehmen, weiter. Ging ja doch ganz fix. Steht das Fahrrad da noch? Keine Ahnung, kann ich nicht sehen, wird schon niemand klauen. So, nächste Person, hat die Karte schon in der Hand, sehr gut, ich such auch schon mal meine raus. Ah ok, die ist schnell. PIN eingegeben, rattert schon. Karte nehmen, Geld nehmen, Automaten frei machen - vorbildlich. So mach ich das auch. Karte rein, ja ich will Geld abheben, sech vier fünf zwei grün eingeben, sieht immer aus wie ein Dreieck auf der Tastatur. Ich will sechzig Euro, hoffentlich kommt kein Fünfziger mit raus, das nervt immer. Es rattert, Karte kommt, Klappe geht auf, oh nein, ein Fünfziger. Na gut egal, Karte und Geld ins Portemonnaie, Portemonnaie in die rechte Jackentasche und dann ab ins Büro. Jemand hält die Tür auf, „Danke!". Hä? Wo ist mein Fahrrad? Scheiße, gestohlen.