Freddie Fisch war ein großer Fisch und lebte im großen See. Freddie Fisch war so groß, weil er so alt war, älter als alle anderen Fische im großen See. Aber eigentlich war er auch der einzige Fisch im großen See, denn er hatte immer schlechte Laune und darauf hatten die meisten Fische keine Lust und waren schon vor langer Zeit in andere Seen ausgewandert. Freddie Fisch war so alt, dass er den See noch kannte, als es die Badestelle noch nicht gab. Mit der Badestelle kamen die Menschen und mit den Menschen kam der Campingplatz, auf dem die Menschen wohnten. Vor allem im Sommer waren sie da, wenn es im großen See am schönsten war. Dann sprangen die Menschen schon sehr früh ins Wasser und planschten und kreischten. Besonders die kleinen Menschen. Von diesem Lärm wurde Freddie Fisch immer aufgeweckt.
An einem Sommermorgen hatte Freddie Fisch genug davon und er beschloss, sich einen neuen See zu suchen. Einen See, an dem keine Badestelle war, einen See, an dem er nicht ständig von den Menschen - besonders den kleinen Menschen - so früh geweckt wurde. Einen See, in dem vielleicht auch ein paar andere alte Fische wohnten. Also schwamm er los. Und da er seinen See noch nie verlassen hatte, wusste er nicht so richtig, in welche Richtung er schwimmen sollte. "Immer geradeaus", dachte er sich und schwamm los, immer geradeaus.
Nach einer Weile wurde das Wasser heller, der Seeboden kam näher, die Wasseroberfläche auch. Sonnenstrahlen drangen bis zu ihm nach unten. Es sah schön aus und Freddie Fisch schwamm weiter geradeaus.
Bald wurde das Wasser noch flacher und weil Freddie Fisch so ein großer Fisch war, berührte sein Bauch schon bald den sandigen Seeboden, seine Rückenflosse schaute schon aus dem Wasser. Freddie Fisch versuchte schneller zu schwimmen, aber seine Schwanzflosse ragte schon fast ganz aus dem Wasser.
Schon bald lag er ganz flach auf dem sandigen Boden. Sein Bauch drückte in den Seeboden, sein Rücken schaute aus dem Wasser heraus. Verzweifelt peitschte Freddie Fisch mit seiner Schwanzflosse. Wasser spritzte hoch, doch er bewegte sich keinen einzigen Millimeter. Mit Schrecken erkannte Freddie Fisch wo er war: bei der Badestelle. Er versuchte sich zu winden und zu drehen, aber es passierte einfach nichts. Er bekam einen weiteren Schreck, als er erkannte was passiert war: er war gestrandet.
Schon bald standen kleine Menschen um ihn herum und riefen: "Guck mal, ein riesiger Fisch!". Dann kamen große Menschen dazu. Die Großen sagten zu Freddie Fisch: "Hallo, Fisch, brauchst du Hilfe? Sollen wir dich wieder ins Wasser reinziehen? Du bist gestrandet!".
"Nein, lasst mich in Ruhe", sagte Freddie Fisch zu den Menschen, setzte so gut es ging sein böses Gesicht auf und zappelte noch doller. Freddie Fisch spritzte unglaublich herum, die Menschen gingen etwas weiter weg und beobachteten ihn, wie er sich abmühte im flachen Wasser.
Bald wurde Freddie Fisch vom vielen herumgespritze müde. Die Sonne brannte auf seinen Kopf und es wurde ihm heiß an der Rückenflosse. Da kam ein Mensch auf ihn zu, ein großer, bestimmt der Anführer und sagte: "Fisch, du verbrennst hier in der Sonne, sollen wir dich nicht doch zurück in den See ziehen?". Freddie Fisch hielt inne und überdachte seine unglückliche Lage. „Na gut", sagte er dann, "aber nur dieses eine Mal!"
Und dann zogen der Anführer und ein paar andere große Menschen an Freddie Fischs Schwanzflosse. Sie hatten viel Kraft, Freddie Fischs Bauch schleifte über den Seeboden und schon bald fühlte er sich wieder leicht, wie ein Fisch im Wasser. So schnell er konnte, schwamm Freddie Fisch davon, ließ den Anführer und die anderen Menschen zurück. Als er weit genug entfernt war, hielt er inne, schwamm an die Oberfläche und schaute zurück. Viele Menschen standen im Wasser, schauten ihm hinterher, zeigten in seine Richtung und winkten im fröhlich zu. Freddie Fisch schaute zurück, niemand konnte ihn hören, als er unter Wasser zaghaft „Danke" blubberte und dann in die Tiefen des großen Sees abtauchte.
Als Freddie Fisch zurück zu seinem Haus kam, war er sehr müde. Er schwamm direkt schlafen.
Am nächsten Morgen wurde er wieder sehr früh wach. Aus dem Schlaf gerissen von kleinen Menschen, die an der Badestelle ins Wasser sprangen und kreischten. Aber heute war etwas anders. Heute freute er sich über den Lärm und schwamm so schnell wie möglich zur Badestelle, um den Menschen zuzuschauen.
Seitdem ist der große Fisch, der jeden Morgen an der Badestelle auftaucht wenn die ersten Kinder ins Wasser springen, eine Riesenattraktion und einer der Gründe, wieso Familien jeden Sommer an diesen Ort zurückkehren. Man sagt auch, dass der See nach Jahrzehnten plötzlich wieder mehr Fische hat.